Neurodiverse Menschen, darunter Personen mit Autismus, ADHS oder Tourette, wurden lange auf dem Arbeitsmarkt übersehen. Doch ihre besondere Art der Informationsverarbeitung kann auch ein Vorteil sein – eine Erkenntnis, die zunehmend von Unternehmen anerkannt wird.
Leonie Land lebt mit dem Tourette-Syndrom und erlebt seit ihrem siebten Lebensjahr unkontrollierte Tics. Trotzdem verfolgt sie eine vielseitige Ausbildung: Sie studiert Wirtschaftsinformatik im Fernstudium, lernt eine neue Sprache und Gitarre. Ihre außergewöhnliche Aufnahmefähigkeit zeigt, dass neurodiverse Menschen nicht nur durch ihre Herausforderungen definiert werden sollten.
In einem Interview mit der taz sprechen Jo Lücke und Franzi Helms über die fehlende Anerkennung unbezahlter Sorgearbeit und ihre Forderungen nach politischen Veränderungen. Sorgearbeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Gesellschaft, doch oft bleibt sie unsichtbar und wird kaum wertgeschätzt. Lücke und Helms setzen sich dafür ein, dass unbezahlte Care-Arbeit endlich als essenzielle Leistung anerkannt wird. In einer idealen Welt sollte niemand aufgrund von Sorgearbeit wirtschaftliche Nachteile erfahren oder Angst vor Armut haben müssen. Faire Löhne für Pflegekräfte und Erzieher:innen, bessere Arbeitsbedingungen und ausreichend Zeit für zwischenmenschliche Fürsorge könnten zu einer gerechteren Gesellschaft führen.
Der International Council of Nurses (ICN) hat während seines Weltkongresses in Helsinki neue Definitionen für „Pflege“ und „Pflegefachperson“ vorgestellt. Ziel dieser Neuerung ist es, ein modernes, international anschlussfähiges und professionsgeleitetes Verständnis von Pflege zu etablieren. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) unterstützt diese Entwicklung und sieht darin eine Chance, die Sichtbarkeit und Anerkennung der Pflegefachpersonen weltweit zu stärken.
Die neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen eine besorgniserregende Entwicklung: Im Mai 2025 waren 184.015 schwerbehinderte Menschen in Deutschland arbeitslos gemeldet, was einen Anstieg um 10.791 Personen im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Diese Zunahme unterstreicht die anhaltenden Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung.
Die Geschlechterverteilung macht ebenfalls deutlich, dass 108.743 Männer und 75.272 Frauen betroffen sind. Allerdings berücksichtigt die Statistik nicht die mehr als 300.000 behinderten Menschen, die in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten, wodurch die tatsächliche Zahl der Betroffenen noch höher sein könnte.
Die Veröffentlichung der Evaluationsergebnisse zum Bundesteilhabegesetz (BTHG) durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat wichtige Erkenntnisse geliefert: Trotz der gesetzlich verankerten Rechte bleibt die tatsächliche Umsetzung in vielen Bereichen unzureichend. Die Diakonie Deutschland und der Evangelische Bundesfachverband für Teilhabe (BeB) sehen dringenden Handlungsbedarf und appellieren an die kommende Bundesregierung, die Umsetzung der bestehenden Regelungen mit den Bundesländern zu beschleunigen.
Die Untersuchung zeigt, dass Teilhabeleistungen trotz klarer gesetzlicher Vorgaben nicht überall gewährt werden. Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern, was dazu führt, dass Menschen mit Behinderung nicht flächendeckend auf die ihnen zustehenden Leistungen vertrauen können.
Die jüngsten Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz auf dem Kommunalkongress des Deutschen Städte- und Gemeindebundes sorgen für Empörung. Seine Kritik an den jährlichen Steigerungsraten von bis zu zehn Prozent bei der Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe wirft Fragen auf: Wird hier gezielt an den Leistungen für Menschen mit Behinderung gespart?
Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Lebenshilfe und ehemalige Bundesministerin, zeigt sich alarmiert. Sie warnt vor den weitreichenden Konsequenzen einer solchen politischen Haltung. „Mit dieser Aussage suggeriert der Kanzler, dass Menschen mit Behinderung und ihre Familien zu Unrecht staatliche Leistungen beziehen und zu viel kosten. Das ist absolut inakzeptabel!“, betont Schmidt.
Am 3. Juni 2025 hat die Unabhängige Beauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, den Jahresbericht 2024 vorgestellt. Die Zahlen sind besorgniserregend: Insgesamt gingen 11.405 Anfragen bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein. Besonders häufig wurden rassistische Diskriminierung (43 %), Benachteiligungen aufgrund einer Behinderung oder chronischen Erkrankung (27 %) sowie geschlechtsbezogene Diskriminierung (24 %) gemeldet, wobei letztere auch Fälle sexueller Belästigung einschließt.
Hitze stellt ein ernstes Gesundheitsrisiko dar – insbesondere für ältere Menschen und Kinder mit Vorerkrankungen. Der Deutsche Caritasverband (DCV) und die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) sind sich einig: Hitzeschutz ist Arbeitsschutz. Gerade für die über 125.000 Einrichtungen und Dienste der Wohlfahrtspflege hat dies eine enorme Bedeutung.
Die Caritas fordert eine Investitionsoffensive für die Wohlfahrt, die gleichzeitig dem Arbeitsschutz und dem Klimaschutz dient. Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa warnt davor, dass schlecht isolierte Altenheime und Jugendwohnanlagen im Sommer zu regelrechten Hitzefallen werden, weil notwendige Klimaanpassungen bislang nicht ausreichend finanziert wurden. Eine nachhaltige und umfassende Refinanzierung ist dringend erforderlich, um die Sicherheit und Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner zu gewährleisten.
Die politische Partizipation von Menschen mit Behinderungen ist ein grundlegendes Menschenrecht, das durch die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) verankert ist. Dennoch fehlt es in Deutschland an einer umfassenden und wirksamen Umsetzung. Beim 69. Treffen der Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Mainz wurde erneut deutlich, dass politische Teilhabe weit über das Recht zu wählen hinausgeht – sie beinhaltet die aktive Mitgestaltung politischer Entscheidungsprozesse.
Im Rahmen der Staatenprüfung durch die Vereinten Nationen im Jahr 2023 äußerte der UN-Fachausschuss deutliche Kritik an der Umsetzung der UN-BRK in Deutschland und forderte Maßnahmen zur Verbesserung der Partizipation. Dazu gehören unter anderem die institutionelle Verankerung von Beteiligungsrechten, die Stärkung von Organisationen von Menschen mit Behinderungen und die Sicherstellung barrierefreier Beteiligungsverfahren. Politische Partizipation ist ein zentrales Qualitätsmerkmal einer funktionierenden Demokratie. Sie muss auf allen Ebenen – sowohl legislativen, exekutiven als auch judikativen – gewährleistet werden, damit Menschen mit Behinderungen aktiv in politische Prozesse eingebunden werden.
Vier Jahre sind vergangen seit dem schrecklichen Verbrechen im Oberlinhaus in Potsdam, bei dem vier Bewohner durch die Hand einer Pflegerin ihr Leben verloren. Doch nun, wenige Tage nach diesem traurigen Jahrestag, steht die Einrichtung erneut im Fokus der Justiz. Diesmal geht es um Vorwürfe schwerer Gewalt gegen mehrfach behinderte Bewohnerinnen einer Wohneinrichtung für taubblinde Erwachsene.
Laut Anklage soll eine Mitarbeiterin in insgesamt acht Fällen gewalttätig geworden sein, wodurch sie schwerste Körperverletzungen verursacht habe. Die Angeklagte ist bereits seit 2024 von ihrem Dienst suspendiert, und der bevorstehende Prozess vor dem Amtsgericht Potsdam ist auf nur einen Sitzungstag angesetzt – ein beunruhigendes Zeichen für die Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit des Falls.
Manche Botschaften verlieren nie ihre Bedeutung – genau deshalb möchten wir heute noch einmal auf ein ganz besonderes Musikvideo hinweisen. Mitglieder von KIDS Hamburg e.V. haben mit viel Leidenschaft und Freude den Song “Irgendwie normal” von Roger Reddich interpretiert. Entstanden ist das Video während der Lockdown-Zeit, in der die Beteiligten nicht nur gelernt und gespielt, sondern auch getanzt und gesungen haben.
In der Mai-Ausgabe der „Unstatistik des Monats“ geht es um die oft verzerrt dargestellten Arbeitszeiten in Deutschland. Bundeskanzler Friedrich Merz fordert eine „gewaltige Kraftanstrengung“ der Beschäftigten und beruft sich auf eine Statistik des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die zeigt, dass deutsche Arbeitnehmer im internationalen Vergleich weniger Stunden leisten. Doch die Quelle dieser Daten, eine OECD-Statistik, enthält einen klaren Warnhinweis: Länder-Vergleiche sollten mit Vorsicht betrachtet werden, da Unterschiede in Erhebungsmethoden und Berechnungsgrundlagen das Bild verfälschen.
Die politische Landschaft Deutschlands hat eine bedeutende Neuerung erfahren: Erstmals wurde in der 21. Legislaturperiode des Bundestages ein Hauptausschuss für Engagementpolitik geschaffen – der Ausschuss »Sport und Ehrenamt«. Dies ist ein längst überfälliger Schritt, für den sich das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) seit Jahren eingesetzt hat.
Bislang wurden Themen rund um die Rahmenbedingungen für Engagement und Ehrenamt im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement behandelt, der dem Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend untergeordnet war. Mit der Einrichtung des neuen Hauptausschusses erfährt die Engagementpolitik nun eine eigene institutionelle Anerkennung und kann gezielter beraten und entschieden werden.
Die Selbsthilfe spielt eine zentrale Rolle in der Bewältigung persönlicher und gesundheitlicher Herausforderungen – und gewinnt durch gesellschaftliche Entwicklungen immer mehr an Bedeutung. Doch um langfristig bestehen zu können, braucht sie verlässliche Strukturen, eine solide Finanzierung und eine stärkere digitale Integration.
Der Paritätische hat die aktuellen Herausforderungen der Selbsthilfe analysiert und in einem Eckpunktepapier klare Forderungen formuliert. Denn Faktoren wie der demografische Wandel, steigende soziale Ungleichheit und der Mangel an Ärztinnen und Psychotherapeutinnen erhöhen den Bedarf an psychosozialer Unterstützung. Gerade seit der Corona-Pandemie ist die Zahl neuer Selbsthilfegruppen deutlich gestiegen – insbesondere junge Menschen suchen vermehrt nach einem solidarischen Austausch.
Die häusliche Pflege ist für viele Familien eine immense Herausforderung. Daher begrüßt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) den Vorstoß von Familienministerin Prien, pflegende Angehörige finanziell zu entlasten. Doch eine reine Lohnersatzleistung reicht bei Weitem nicht aus, um die Belastung der Pflegenden zu mindern.
Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin des DBfK, macht deutlich: „Pflegende Angehörige brauchen nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern ein stabiles Netzwerk aus professioneller Begleitung und Entlastung – direkt dort, wo Pflege stattfindet: zu Hause.“ Ein Pflegegeld allein kann keine Fachkraft ersetzen und bietet keine Anleitung in Notfällen.
Die Zahngesundheit von Kindern in Deutschland hat sich in den letzten Jahren spürbar verbessert, und frühkindliche Karies tritt immer seltener auf. Um diesen positiven Trend weiter zu unterstützen und Eltern noch besser zu informieren, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das Kinderuntersuchungsheft überarbeitet. Zukünftig werden die Ergebnisse der sechs zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen direkt darin dokumentiert und mit zusätzlichen Hinweisen ergänzt.
Bisher wurden diese Untersuchungen separat in Kinderzahnpässen festgehalten, doch nun finden Eltern alle relevanten Informationen an einem Ort. Besonders praktisch ist die neue Übersicht auf der Umschlagseite, die die empfohlenen Zeitfenster für die zahnärztlichen Untersuchungen deutlich sichtbar macht.
Am 12. und 13. Mai 2025 fanden in Berlin zum zwölften Mal die Inklusionstage des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) statt. Unter dem Motto „Digitalisierung und Inklusion“ kamen über 250 Teilnehmende aus Politik, Wissenschaft, Sozialverbänden und der Zivilgesellschaft zusammen, um die Rolle digitaler Technologien für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu diskutieren.
Bärbel Bas, die neue Bundesministerin für Arbeit und Soziales, eröffnete die Veranstaltung mit einer klaren Botschaft: Digitale Teilhabe ist ein entscheidender Faktor für ein selbstbestimmtes Leben im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention. Sie betonte, dass eine inklusive Gesellschaft nur dann möglich sei, wenn Menschen mit Behinderungen ihr Recht auf eine volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe verwirklichen können. Gerade im Zeitalter rasanter technologischer Entwicklungen sei es notwendig, dass digitale Innovationen von Anfang an barrierefrei gestaltet werden.

Martina Gödde wurde einstimmig zur Schatzmeisterin in den Vorstand gewählt. Ihre Tochter Anna kam im Jahr 1988 als erstes Kind zur Welt; ihre Geschwister Jona und Miriam sind 33 und 25 Jahre alt. Anna wohnt seit 2012 im ‚Appartementhaus am Bültmannshof‘. Sie legt großen Wert auf Selbstbestimmung. Beruflich hat sie gerade eine schwierige Phase, daher nimmt sie derzeit an einer tagesstrukturierenden Maßnahme teil. Das macht sie inzwischen gern, so ihre Mutter, die weiß, dass die Herausforderungen an Eltern erwachsener Menschen mit Behinderung nicht aufhören. Daher ist es ihr wichtig, sich für den Fortbestand des AKDS zu engagieren. Sie möchte dazu beitragen, neue Mitglieder zu gewinnen und die Finanzierung zu sichern. „Der Arbeitskreis ist für mich nach wie vor eine wichtige Anlaufstelle für Fragen und Sorgen rund um meine Tochter mit Trisomie21. Ich nutze gerade intensiv die Themenabende und stelle fest, wie gut dieser direkte und regelmäßige Austausch ist.“
Die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeichnen ein besorgniserregendes Bild: Die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nimmt weiter deutlich zu. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der betroffenen Arbeitslosen um über 9.000 gestiegen. Während im April 2024 noch 173.765 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet waren, waren es im April 2025 bereits 182.868.
Diese Entwicklung stellt eine große Herausforderung für die Arbeitsmarktpolitik dar und wirft die Frage auf, inwieweit die angekündigten Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag 2025 tatsächlich umgesetzt werden. Die neue Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Bärbel Bas, wird sich daran messen lassen müssen, ob sie die Interessen von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen konsequent in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt.
Auf den Inklusionstagen am 12. Mai 2025 wurde offiziell der Zwischenbericht zur Bundesinitiative Barrierefreiheit vorgestellt. Die Ressorts der Bundesregierung haben auf Arbeitsebene die wichtigsten Entwicklungen der vergangenen Monate zusammengefasst und zeigen auf, welche Maßnahmen zur Förderung von Barrierefreiheit bereits umgesetzt wurden und welche nächsten Schritte geplant sind.
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